Das Thema Zukunft ist heutzutage scheinbar in aller Munde. Unabhängig von Branche oder Sektor ist «die Zukunft von _____» ein Schlagwort, das inzwischen bis zu den Stammtischen vorgedrungen ist. In der Automobilindustrie rivalisieren die Unternehmen um das perfekte selbstfahrende Auto. In der Lebensmittelbranche experimentieren Wissenschaftler mit den ersten Steaks aus dem Labor, um Landwirtschaft und Aquakultur nachhaltiger zu machen. Und in der Finanzwelt ist eine durch die Blockchain ermöglichte revolutionäre Technologie in den Worten von KPMG auf dem besten Wege, «Rechnungslegung, Zahlungen, Handel und Collateral-Management von Grund auf umzukrempeln».
Auch wie wir künftig arbeiten werden, ist Gegenstand aktueller Diskussionen. Die Entwicklung neuer Kommunikationsinstrumente und der exponentielle Anstieg verfügbarer Daten und Informationen in den letzten Jahrzehnten haben im Bereich Arbeit und Beschäftigung viele neue Möglichkeiten eröffnet. Ein Begriff, der in diesem Zusammenhang immer wieder genannt wird, ist Arbeit 4.0. Diese eher nach Software-Update klingende Bezeichnung hat wesentlich weitreichendere Auswirkungen, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Begriff “Arbeit 4.0”? Vereinfacht ausgedrückt beschreiben die Konzepte New Work, Industrie 4.0 und Arbeit 4.0 allesamt, wie sich die Arbeit in den nächsten Jahren verändern könnte – und das schneller und einschneidender als vielfach gedacht. Doch um besser zu verstehen, was die Zukunft bringen könnte, müssen wir uns unsere Vergangenheit vor Augen führen.

Arbeit 4.0: Historischer Rückblick

Der im 18. Jahrhundert einsetzende Übergang von der manuellen zur maschinengesteuerten Produktion, in der Regel als Industrielle Revolution bezeichnet, stellt einen Meilenstein in der Geschichte der Menschheit dar. Durch die Einführung neuer, mit Wasser und Dampf betriebener Produktionssysteme lernten die Menschen, die physikalische Leistung von Maschinen gewinnbringend zu nutzen. Die neuen Erkenntnisse hatten einschneidende Auswirkungen auf viele Aspekte des Alltags und führten zu einem beispiellosen Bevölkerungsanstieg weltweit.

Die Zweite industrielle Revolution trug zur Entstehung der Massenproduktion mithilfe elektrischer Energie bei. Erfindungen wie das Fliessband beflügelten neue Technologien wie den Telegrafen und Schienennetze, die die Fortbewegung von Menschen erleichterten und ein weiteres wichtiges Kapitel in der Geschichte der Menschheit darstellen.

Im Rahmen der dritten, als Digitalisierung bezeichneten Revolution wurden mechanische und analoge Geräte durch digitale Technologie ersetzt. Die durch die digitale Revolution bewirkten Umwälzungen schliessen die allgemeine Verbreitung und Nutzung von Computern, Mobiltelefonen und Internet ein.

Aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit oder Agilität wurden Maschinen bis dato nur dafür eingesetzt, die physische Leistungsfähigkeit des Menschen zu erhöhen. Inzwischen jedoch werden Maschinen auch zum Denken herangezogen: Menschen nutzen die intellektuellen Fähigkeiten der Maschine – allen voran in selbstfahrenden Autos. Als vierte und neueste Revolution in der Welt der Industrie und Arbeit sehen wir nunmehr Arbeit 4.0 entgegen.

 

Die Zukunft mithilfe von Megatrends vorhersagen

Aus den aktuellen Megatrends lassen sich zahlreiche Hypothesen über die Zukunft der Arbeit ableiten. Das in den 1980er-Jahren vom US-amerikanischen Autor John Naisbitt geprägte Konzept der Megatrends bezeichnet langfristige Entwicklungen, die sämtliche Sektoren von Wirtschaft und Gesellschaft prägen, globaler Natur sind und mit einer über mehrere Jahrzehnte anhaltenden Dynamik und Bedeutung einhergehen.
Das Zukunftsinstitut hat einige aktuelle Megatrends ermittelt, von denen sich die folgenden am stärksten auf unsere Arbeitsweise auswirken werden.
  • Digitalisierung: In einem McKinsey-Bericht von 2018 wird geschätzt, dass bis 2030 möglicherweise 20 bis 25 Prozent aller Tätigkeiten in der Schweiz von Maschinen erledigt werden. Allerdings könnten ungefähr genauso viele neue Berufsbilder entstehen, was eine Umschulung der Erwerbsbevölkerung erforderlich macht.
  • Konnektivität: Neben der Digitalisierung zählt die Konnektivität zu den einflussreichsten Megatrends unserer Zeit. Soziale Medien, Instant Messaging und Apps setzen neue Massstäbe in Bezug auf Interaktion, Verbindung und Zusammenarbeit mit anderen. Da die Transparenz steigt und traditionelle Kommunikations- und Berichtslinien verschwinden, wird eine der Herausforderungen darin bestehen, sich mit den neuen Verhaltensmustern im Zuge von Arbeit 4.0 anzufreunden.
  • Urbanisierung: Da mehr und mehr Menschen in urbane Zentren ziehen, werden Städte zu mächtigen eigenständigen Akteuren der Weltwirtschaft. Einzelne Gebiete wie das Silicon Valley haben einige der beständigsten Geschäftsmodelle der Welt im Alleingang völlig umgewälzt. Dass Stadtgebiete künftig gewaltigen Einfluss auf unser Leben, unser Denken und unsere Arbeit haben werden, steht ausser Frage.
  • Die Silver Society: Das Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt rund um den Globus stetig an, da Menschen länger leben und gesünder bleiben. Damit wird das Rentenalter mit einem ganz neuen Mindset unterlegt, wenn Menschen der Silver Society lebenslangem Lernen, Selbstentfaltung und – erstaunlicherweise – auch einer Beschäftigung nachgehen.
  • Individualisierung: Mehr Konnektivität, Mobilität und Langlebigkeit münden ebenfalls in einen Trend zu grösserer Individualisierung. Insbesondere Angehörige der jüngeren Generation entdecken und nutzen gegenwärtig die Möglichkeit, selbst entscheiden zu können, wo sie leben, was sie konsumieren und wie sie arbeiten.
Da diese Megatrends eine neue, mobilere und flexiblere Erwerbsbevölkerung hervorbringen, müssen Unternehmen und politische Entscheidungsträger bestehende Geschäftsmodelle und Politiken umgestalten, um den Weg in diese neue Ära freizumachen. Arbeit 4.0 ist kein vages futuristisches Konzept. Analog zu den drei vorangegangenen Revolutionen wird sich auch Arbeit 4.0 auf zahlreiche Aspekte unseres alltäglichen Lebens auswirken.

Über den Author
Viktor Calabrò ist Gründer und Executive Chairman von Coople, dem grössten On-Demand-Personalvermittler Europas. Er ist ebenfalls Mitautor des Buchs Flexible Workforce und wurde 2014 von Ernst & Young zum Schweizer Unternehmer des Jahres gekürt.
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